Zeitsprung: September 2009
Vor dem Friedhof

Die ersten Wochen in der Schule waren hart gewesen, doch alles war irgendwie machbar gewesen. Ja, es kümmerte die Leute nicht mehr besonders was mit meinen Eltern geschehen war. Wie auch? Sie hatten ihr eigenes Leben, ihre eigenen Sorgen. Also musste es weiter gehen.
Und so hatte sich eine neue Routine eingespielt. Ich stand morgens auf, sah auf das Bild meiner Eltern, zog mich an, sah das Bild erneut an, ging dann hinunter in die Küche wo Jenna ihren Kaffe trank, Jeremy aus dem Schlaf rief und nunja, dann ging es auf zur Schule. Dort antwortete man auf ein "Hey Elena, wie gehts?" immer mit "Gut und dir?", denn es interessierte die Leute eigentlich nie wirklich.

Während im Radio fröhlich die aktuellen Charts liefen, stellte ich die Sitzheizung des Autos minimal an. Es war kühl geworden in den letzten Tagen. Der Sommer war vorbei und wie zur Bestätigung kamen die Wettervoraussichten im Radio.
"Und nun Nina Fisher mit dem Wetter." - "Vielen Dank Jim. Nun hier in Mystic Falls wird es die kommenden Tage ungemütlich. Regen und Sturmböhen gepaart mit immer kühler werdenden Temperaturen.Also haben sie immer einen Mantel und einen Regenchirm parat!" - " Danke Nina. Und damit weiter mit den aktuellen Charts."

Gerade, als ich den Scheibenwischer anstellte, da der Regen stärker wurde und mir die Sicht nahm, geschah es. Wie aus dem Nichts tauchte eine Katze auf der Straße auf. Ich riss die Augen auf und reagierte so schnell ich konnte, doch trotz Bremse und Ausweichmanöver hatten meine Räder nicht den nötigen Grip auf der Straße und ich geriet ins Schleudern.
Ich schrie, doch alles was man hörte war das laute Krachen meins Autos, das gegen die Friedhofsmauer gefahren war.

Inzwischen hatte ich mich an das Leben in der Kleinstadt gewöhnt, auch wenn es nicht meine Absicht war, länger hier zu verweilen, als unbedingt notwendig. Das Einzige, was ich wollte, war Katherine aus der Gruft befreien, mit ihr die schönsten Länder der Welt bereisen und all die Zeit nachholen, die wir dank des niederträchtigen Gründerrats voneinander getrennt waren. Zweifelsohne war mir bewusst, dass mit Katherines Rettung auch die anderen Gruftvampire frei kommen würden, was den Untergang des Gründerrats bedeutete, aber dieses Risiko war ich bereit einzugehen. Im Grunde scherte ich mich auch nicht im Geringsten um die Menschen in Mystic Falls. Sollten die Gruftvampire tun, was sie für angebracht hielten.. es interessierte mich nicht, denn solange ich Katherine aus ihrem eigenen kleinen Gefängnis befreien konnte, waren mir alle Mittel und Konsequenzen recht. Jedoch würde ich mich noch ein wenig gedulden müssen, obwohl Geduld nicht gerade zu meinen Stärken gehörte, denn noch hatte ich nicht alles beisammen, was ich für den Zauber benötigte, der Katherine auf der Gruft befreien würde. Allerdings hatte ich die letzten hundert-vierzig auf diesen Moment warten müssen, sodass ich auch noch einige Woche aushalten konnte. Was waren schon ein paar Wochen im Vergleich zu der Unendlichkeit, die uns erwartete?

Soeben saß ich in meinem blauen Chevrolet Camaro und fuhr in Richtung meines Anwesens. Auch wenn momentan Zach darin lebte, so gehörte es immer noch mir und er konnte sich glücklich schätzen, dass er darin wohnen konnte, weshalb ihm auch niemals in den Sinn kommen würde, mir den Eintritt zu verbieten.

Der Regen, der bereits den ganz Tag über wütete, prasselte erbarmungslos auf die Windschutzscheibe meines geliebten Wagens, weshalb ich den Scheibenwischer anstellte und weiter die beinahe menschenleere Straße entlang fuhr. Bei diesem Wetter befanden sich die wenigsten Menschen außerhalb ihrer Häuser, weshalb es mich auch nicht wunderte, dass mir bisher erst eine handvoll Autos entgegen gekommen waren. Gerade, als ich um die Ecke bog, erkannte ich nicht unweit von mir entfernt einen anderen Wagen, der plötzlich ins Schleudern geriet und mit voller Wucht gegen die Friedhofsmauern fuhr. Zuvor allerdings konnte ich noch einen Blick auf die sich im inneren des Fahrzeugs befindende Frau erhaschen und erkannte sie zweifelsohne als Katherine. Abrupt trat ich auf die Bremse und starrte wie gebannt zu dem Wagen, welcher erhebliche Schäden davon getragen hatte. Wie war das nur möglich?
Gespannt wartete ich darauf, dass die brünette Schönheit aus dem Wagen befreite, denn ein einfacher Autounfall konnte unseres Gleichen nicht ernsthaft verletzen.